Quelloffenheit der Software
Das für mich persönlich wichtigste Kriterium bei der Auswahl von Software überhaupt ist die Quelloffenheit der Software (oder besser noch die Freiheit der Software).
Quelloffene (engl. Open Source) Software ist Software, deren vollständiger Quellcode öffentlich einsehbar ist. Das bedeutet, dass es jeder Person möglich ist, den Quellcode zu lesen und so nachzuvollziehen, wie die Software genau programmiert wurde. Damit ist nachprüfbar, was genau die Software tut, wie sie es tut, auf welche Daten sie zugreift und womit sie kommuniziert.
Freie Software erlaubt zusätzlich dazu jeder Person, den Quellcode der Software an eigene Wünsche anzupassen und weiterzuverbreiten.
Quelloffene und Freie Software werden unter dem Begriff FOSS (Free and Open Source Software) zusammengefasst.
Das Gegenteil von FOSS ist proprietäre Software, bei der der Quellcode geheimgehalten wird und nicht öffentlich einsehbar ist. Bei proprietärer Software kann also – abgesehen vom Entwickler – im Allgemeinen niemand nachvollziehen, was genau die Software tut, wie sie es tut, auf welche Daten sie zugreift und womit sie kommuniziert.
Quelloffene Software ermöglicht es, dem Nutzer transparent nachweisen zu können, dass die Software z. B. datenschutzkonform arbeitet und die Privatsphäre des Nutzers respektiert. Bei einem Instant Messenger ist das besonders bedeutend, denn schließlich vertraut ihm der Nutzer mit seinem Nachrichtenverkehr permanent private, vielleicht sogar geheime Informationen an. Und nur wenn der gesamte Quellcode des Instant-Messaging-Dienstes für den Nutzer einsehbar ist, kann der Nutzer tatsächlich selbst nachprüfen, ob der Messaging-Dienst seine Nachrichten vertraulich behandelt oder ob er sie nicht doch vielleicht unverschlüsselt überträgt, an Dritte weiterleitet oder ausspioniert.
Aber nicht nur für Instant Messenger gilt dieses Prinzip. Im Gegenteil: Jede Software, die nicht quelloffen ist, kann potentiell Spyware sein, also völlig unbemerkt den Nutzer ausspionieren und Daten über ihn sammeln. Bei vielen proprietären Programmen ist das auch allgemein bekannt – zum Beispiel proprietäre Betriebssysteme wie Microsoft Windows oder macOS sammeln im Hintergrund ständig Daten über das Nutzerverhalten, und der Nutzer weiß nicht, welche.
Die meisten Menschen haben sich mit diesem Problem nie beschäftigt oder sehen es als normal an, dass Software meistens unfrei ist und ihr Quellcode nicht öffentlich gemacht wird. Aber das sollte eben nicht normal sein und ich sehe es als gefährlich an. Warum legen wir Wert auf ein Brief- und Fernmeldegeheimnis, aber nicht auf nachprüfbaren Datenschutz durch quelloffene Software?
Ob eine Software quelloffen oder proprietär ist, erkennt man am einfachsten an ihrer Lizenz.
Unter welcher Lizenz eine Software vertrieben wird, findet man im Allgemeinen schnell über die Nutzungsbedingungen der Software heraus, die vom Vertreiber gestellt werden. Falls es zu der Software einen Wikipedia-Artikel gibt, steht auch dort bequem auffindbar, welche Lizenz angewendet wird.
Freie Lizenzen sind zum Beispiel die GPL-Lizenz, die BSD-Lizenz, die MIT-Lizenz oder die Apache-Lizenz, während beispielsweise die JRL-Lizenz und jede Software mit der Bezeichnung »proprietär« unfrei sind. (Hier findet sich eine vollständigere Übersicht über die meistgenutzten Lizenzen.)
Es folgen einige Beispiele für proprietäre Software, sowie entsprechende Alternativen, die Freie Software (also auch quelloffen) sind.
Wie gesagt: Für unfreie Software mit proprietärem Quellcode kann die genaue Funktion und damit auch der Datenschutz und die Datensicherheit nicht durch den Nutzer überprüft werden. Daher empfehle ich niemandem, diese unfreie Software zu nutzen, sondern rate immer zu den Alternativen, die Freie Software oder zumindest quelloffene Software sind.
Proprietär | Freie Software |
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Microsoft Windows, macOS, ChromeOS | GNU/Linux, FreeBSD |
iOS, Android (unfrei z. B. durch die Google Apps) | GrapheneOS, CalyxOS, DivestOS, LineageOS |
Proprietär | Freie Software |
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Google Chrome, Microsoft Edge, Safari, Opera, Vivaldi | LibreWolf, Brave Browser, Mozilla Firefox |
Proprietär | Freie Software |
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WhatsApp, Telegram (proprietäre Serversoftware), Threema (proprietäre Serversoftware), c0nnect messenger, iChat und sein Nachfolger Messages bzw. iMessage, ICQ, AIM | XMPP unter Verwendung eines quelloffenen Clients (z. B. monocles chat, blabber.im oder Conversations), Matrix, Signal |
Proprietär | Freie Software |
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Microsoft Office | LibreOffice, OnlyOffice |
die Adobe Creative Suite bzw. Adobe Creative Cloud | z. B. GIMP und Inkscape |
Final Cut Pro | OpenShot, Kdenlive |
Proprietär | Freie Software |
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Dropbox | Syncthing, Seafile, OwnCloud, NextCloud |
Microsoft Outlook | Mozilla Thunderbird |
Adobe Acrobat Reader | z. B. Okular (für Windows und GNU/Linux) |
Skype, Microsoft Teams | Jitsi, BigBlueButton |
Slack | Rocket.Chat |
Diese Aufzählungen sind bei Weitem nicht vollständig.